Schule von Preslaw

Rekonstruktion der Großen Basilika in Pliska
Modell der sog. Großen Basilika in Pliska. Der Gründungsort der Akademie von Preslaw

Die Schule von Preslaw (bulg. Преславска книжовна школа; altkirchenslawisch Прѣѩславл҄ьска кънижьна схола; glagolitisch Ⱂⱃⱑⱗⱄⰾⰰⰲⰾ҄ⱐⱄⰽⰰ ⰽⱏⱀⰻⰶⱐⱀⰰ ⱄⱈⱁⰾⰰ; deutsch Literarische Schule von Preslaw) ist die erste Akademie im mittelalterlichen Bulgarien. Sie wurde 886 vom bulgarischen Zar Boris I. Michael in der Reichshauptstadt Pliska gegründet. Die Archäologen vermuten ihren Sitz in der sog. Großen Basilika von Pliska. 893 wurde die Schule von Simeon dem Großen in die neue Hauptstadt Preslaw verlegt.

Das Seminar von Preslaw gilt von Gründung an bis zur Zerstörung der Stadt durch den byzantinischen Kaiser Johannes I. Tzimiskes (969–976) im Jahr 971 als eines der wichtigsten literarischen und kulturellen Zentren nicht nur der Bulgarien, sondern der gesamten damaligen slawischen Welt.

Bald nach 893 entwickelte sich die Schule von Preslaw neben der 886 in Devol gegründeten Schule von Ohrid (bulg.Охридска книжовна школа) zu einem weiteren Zentrum der altbulgarischen Schriftkultur.

Viele Schriftsteller, Übersetzer, Philosophen und Geographen konnten in Preslaw eine breite literarische Tätigkeit entfalten, darunter die Mönche und Gelehrten

Hier soll sich auch der junge Simeon nach seinem Studium der Theologie und weltlichen Philosophie an der Universität in Konstantinopel (auch Athenaeum oder Magnaura-Hochschule) nach 886 zurückgezogen haben und literarischen Tätigkeiten nachgegangen sein, bevor man ihn 893 im Konzil von Pliska zum Herrscher des Ersten Bulgarischen Reiches bestimmte. Wegen seiner byzantinischen Bildung wurde er von Zeitgenossen „Halbgrieche“ genannt. Einige Forscher neigen heute dazu, Simeon hinter dem Pseudonym Tschernorizec Hrabar (übersetzt „Kuttenträger Mutig“ bzw. „tapferer Mönch“) zu sehen.

Neben der breiten geisteswissenschaftlichen und vor allem übersetzerischen Tätigkeit, bei der unter anderem byzantinische Autoren im Mittelpunkt standen, entwickelte sich das Seminar von Preslaw auch als Zentrum der Dicht- und Malkunst. In dieser Zeit, die in Bulgarien als Goldenes Zeitalter der bulgarischen Kultur bezeichnet wird, ging man im Seminar von Preslaw[1] zu einer neuen, geeigneten Schrift über Kyrillischen Alphabet bzw. Altkyrillischen Alphabet, das vorwiegend auf Elementen der griechischen Unzialschrift beruhte, welche bereits jahrhundertelang benutzt wurde. Im alten Preslaw und seiner Umgebung wurden auch die ältesten Kyrillischen Denkmäler gefunden.

  1. Curta, Florin, Southeastern Europe in the Middle Ages, 500-1250 (Cambridge Medieval Textbooks), Cambridge University Press (September 18, 2006), pp. 221–222

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